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Rudolf März ein Freund von Fritz Cockerell erinnert sich.Wenn ich (Jahrgang 1934) über 
Fritz Cockerell als einen Freund berichten will, muss ich mehr als 50 Jahre, 
nämlich in den Zeitraum von etwa 1956 bis ca. 1963 zurückgehen. Damals war ich 
Student und zusammen mit 2 oder 3 anderen Studienkollegen haben wir uns alle 
Samstage in einem Tanzcafe (so was gab es damals noch) in München Thalkirchen 
regelmäßig zu einem Stammtisch getroffen. Zu diesem Stammtisch gehörte damals 
auch Fritz Cockerell.
Obwohl auch ein paar 
Freunde in mittlerem Alter zu dieser Runde 
gehörten war Fritz bei uns natürlich der Senior. Eigentlich lagen zwei 
Generationen dazwischen 
– wir mit etwa 25 Jahren hätten seine Enkel 
sein können – hat Fritz sich trotzdem in unserer Runde sichtlich wohlgefühlt. 
Das lag vielleicht auch daran, daß unsere Generation damals noch keine 
„Disco-Generation“ war, sondern noch mehr Respekt und Beziehung zu 
älteren Menschen hatte.
Er selbst, der damals schon sehr zurück gezogen 
lebte und nicht mehr allzu viele Freunde hatte, war wenigstens einmal die Woche 
von seiner Arbeit abgelenkt. Er war sehr gesellig, lustig und immer noch vital, 
hat jeden Spaß mitgemacht und gerne seinen geliebten Schoppen Rotwein getrunken. 
Dabei waren solche Stammtisch-Abende keine Gelage, denn sowohl für ihn als auch 
für uns Studenten war damals die Finanzausstattung nicht gerade üppig.
		
An 
solchen Abenden hat er auch viel und gern aus seinem Leben erzählt. Natürlich 
vor allem über seine Motorräder seine Entwicklungen und Konstruktionen und was 
er damit erlebt hat. Dabei hat er aber auch die Fehlschläge und Enttäuschungen 
mit den Geschäftspartnern nicht verschwiegen. Eigentlich müsste er, so habe ich 
mir oft gedacht,
wenn er im Alter von 70 Jahren darauf zurück 
blickt resigniert und verbittert sein. Aber genau das war bei Fritz nicht der 
Fall. Er hat nie aufgegeben. Auch in seinen letzten Jahren war er noch immer 
voller Ideen vor allem mit der Entwicklung eines Gasmotors.
Ich habe ihn einmal in seiner „Werkstätte“ 
besucht. Es war dies nur ein kleines Gartenhaus das er gemietet hatte und in dem 
er nun gearbeitet und seine Versuche durchgeführt hat. Es war deprimierend zu 
sehen, daß er alles alleine machen musste, denn Gehilfen, einen Mechaniker oder 
eine Werkstatt hat er sich nicht mehr leisten können.   
Je näher ich ihn in diesen Jahren 
kennen kernte, desto mehr habe ich den Eindruck gewonnen, daß es für Fritz in 
seinem Leben nur die Motorräder gab. Seine ganze Gedankenwelt 
hat sich nur um dieses Thema, seine immer 
wieder neuen Ideen gedreht und er war auch ständig noch am Arbeiten. Heute würde 
man sagen er war ein richtiger Workaholic. Damals kannte man den Begriff noch 
nicht, man sprach noch überwiegend Deutsch. So hat er auch bei uns Freunden nie 
über seine Familie, seine Ehe oder seine Töchter gesprochen. Das war für ihn 
fast ein Tabu.  
		
Dabei war Fritz keineswegs ein Mensch der nur in seiner 
Welt lebte und für nichts anderes Interesse gezeigt hätte. Wir haben an solchen 
Abenden mit ihm über alles Mögliche geredet und diskutiert und er war dem Spaß 
und der Geselligkeit im Freundeskreis keineswegs abgeneigt. Neben unserem 
Stammtisch hat sich ein kleinerer Kreis auch alle 14 Tage zu einem Kegelabend 
getroffen. Auch dabei war Fritz mit von der Partie. Das waren Kegelspiele der 
verschiedensten Arten, kein Bowling wo es nur eine Regel gibt und nur die 
erreichte Punktezahl eine Rolle spielt. Für uns war die „Gaudi“ dabei das 
Wichtigste. Auch Fritz hat sich wie wir gefreut, wenn er mal getroffen hat, sich 
aber auch entsprechend geärgert wenn die Kugel mal wieder nicht dahin gerollt 
ist wie er wollte.
		In 
dem nebenstehenden Schnappschuss kann man an seinem Gesichtsausdruck erkennen, 
wie verbissen und konzentriert er den Lauf der Kugel verfolgt in der Hoffnung 
daß er diesmal alle Neune trifft.
Im Jahr 1962 oder 63 – genau weiß ich es nicht mehr – 
hatte Fritz die Idee nochmal zu heiraten. Dazu brauchte er aber ein paar gute 
Fotos von ihm. So hat er mich damals gebeten von ihm einige Portraitaufnahmen zu 
machen. Zu einer dritten Ehe kam es dann nicht mehr, aber die Fotos sind 
entstanden und befinden sich noch heute in meinem Besitz. Einige davon sind in 
dieser Webseite eingestellt, genauso wie das Interview zu seinem 70. Geburtstag, 
das ich damals aufgenommen habe und das von mir wie ein Schatz gehütet wird.
Jeder von uns wird schon die 
Erfahrung gemacht haben, das man im Leben eine Menge Leute kennen lernt, ja 
vielleicht sogar für eine bestimmte Zeit eine Freundschaft besteht , aber dann 
bestimmen die Umstände es anders. Für uns war es ähnlich. Nach Abschluss unseres 
Studiums 1958 hat uns das Berufsleben erfasst, eine Familie wurde gegründet und 
Kinder kamen. Dadurch ist auch unser Stammtisch und unsere Kegelrunde 
auseinander gebrochen und in Vergessenheit geraten. Auch zu Fritz habe ich die 
letzten beiden Jahre keinen Kontakt mehr gehabt und nur durch Zufall von seinem 
Tod erfahren. 
Trotzdem, selbst heute nach über 50 Jahren habe ich 
den damaligen Freund Fritz Cockerell nicht vergessen.
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In 
einem Radiointerview anlässlich seines 70. Geburtstages berichtet Fritz 
Cockerell über sein Leben. Hier hören 
Sie das einzigartige Tondokument.  
Klicken Sie auf den 
Radio.
Nachtrag:
Rudolf März verstarb am 19. Dezember 2018.
Rudolf März hat durch die lebendigen Berichte viel dazu beigetragen, dass das technische Genie Fritz Cockerell auch ein Gesicht und einen Charakter bekam. Seine in den 1960er Jahren gefertigten Fotoaufnahmen von Fritz Cockerell hatte Rudolf März akribisch archiviert, so auch das enzige erhaltene Tondokument. Nach einem kurzen Mailkontakt schickte mir Rudolf März im Sommer 2016 seine Bild- und Tondokumente. Das oben im Bericht abgebildete Foto wurde im August 2017 bei einem Besuch in München gefertigt.
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